Samenraub

SAMENRAUB (2010)



 
Der Same verkörpert den Schwebezustand aller zukünftigen Möglichkeiten, den Zeitpunkt, an dem alles offen und noch nichts entschieden ist. Diesen Punkt gibt es vielleicht auch in der Fauna, bei der Entstehung des Menschen,  der Entwicklung von Ideen, in jeder alltäglichen Entscheidung, doch lässt er sich hier nicht festhalten, genau betrachten und in seiner äußeren Form analysieren, da die Entwicklung in allen anderen Bereichen dynamisch ist, von einem Zustand in den nächsten fließend übergeht.
Halten wir uns deshalb an die Botanik: Der Same ist ein pflanzlicher Embryo, der aber nicht weiterwächst, sondern durch teilweise Austrocknung in einer vorläufigen Wartestellung bleibt. Er enthält dabei schon alle Anlagen, um unter günstigen Keimungsbedingungen zu einer neuen Pflanze heranzuwachsen. Ob dies jedoch passieren wird, wie genau die Pflanze aussehen wird und ob sie sich ihrerseits wieder fortzupflanzen vermag, ob der Same also aufgeht, vertrocknet, als Nahrung dient oder vielleicht geraubt und zweckentfremdet wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
Die Betrachtung der Samen erlaubt Gedanken über Form und Funktion,  deren Wechselwirkungen und die unendlichen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben.  Am besten zeigen lässt sich dies am Beispiel der Pflanzenwelt, die so zahlreiche findige Ausbreitungsmechanismen hervorgebracht hat und diese wiederum in einer unendlichen Anzahl wunderbarer Gebilde realisierte.